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Herbert Zangs

Herbert Zangs

Krefeld 1924 -
Krefeld 2003


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Doch als Innovationen gefeiert werden nicht die Arbeiten von Zangs, sondern die zeitgleichen, oft sogar deutlich später entstandenen Werke anderer. Blickt man heute, aus der historischen Distanz, auf die 1950er Jahre zurück, so ist man schnell versucht, die Kunstgeschichte zu Zangs’ Gunsten umgeschrieben sehen zu wollen. Pierre Restany urteilt:

„Zangs müßte mit vollem Recht und logischerweise ein Protagonist in der sich eröffnenden Debatte sein. Doch im Gegenteil, er verschwindet - wie ausradiert durch das Weiß von seinem persönlichen Schnee.“ „Der Zangs zu Beginn der fünfziger Jahre, der mit seinen weißen Objekten nur gezwungenes Lachen auslöste, war ein ‚Phänomen‘, das es erreichte, vergessen zu werden, bevor es uns vor zu große Probleme stellte.“ (Pierre Restany, zitiert nach: Das offene Bild, Kat. 1993, S. 52, 49f.).

Zangs wird also nicht, wie von den Nachgeborenen mit einiger Selbst verständlichkeit erwartet werden könnte, als Schrittmacher einer Epoche gefeiert. Vielleicht ist die Zeit in den 1950er Jahren noch nicht reif für einen wie ihn. Zumindest in Teilen ist die mangelnde Bekanntheit seines Schaffens aber auch dem Künstler selbst zuzuschreiben: Zangs produziert Kunst um der Kunst willen, er sucht keinen Platz in der Geschichte. Seine Karriere scheint ihm sogar geradezu gleichgültig zu sein. Er lässt Chancen fahren, verpasst Gelegenheiten und öffentliche Auftritte, scheut jede Gruppenzugehörigkeit, will niemals Teil einer „Strömung“ sein. Er verabscheut die Mechanismen der Kunstszene, das Werben der ZERO-Künstler kann ihn ebenfalls nicht beeindrucken. Als Werner Ruhnau ihm 1957 den Auftrag zur Gestaltung des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen erteilen will, ist Zangs, wie so oft, einfach spurlos verschwunden. Ruhnau ist sich sicher: „Zangs, der gern lebt und liebt, war, als es darum ging, in Gelsenkirchen 1957 mit der Arbeit zu beginnen, sicherlich mit einer schönen Frau nach Paris verschwunden“ (Herbert Zangs, Kat. 1974, S. 133). Ein anderer verwirklicht dieses Projekt und wird damit berühmt: Yves Klein.

Zangs dagegen reist lieber per Autostopp um den Globus und produziert Kunst. Ohne sie auszustellen, ohne sie zu verkaufen, sogar ohne sie mit sich zu nehmen. „Ich habe mich nicht um den Verbleib der Werke gekümmert. Was mich zuallererst interessierte, war meine Aktivität. Ich wollte malen. Wenn mir das gelang, war mir alles andere egal, auch das Schicksal meiner Bilder. Geld habe ich sowieso selten gesehen“ (Stationen meines Lebens, 1996, S. 68).

Wiederentdeckung mit Hindernissen

In den 1950er Jahren schafft Zangs ein revolutionäres Œuvre, das jedoch nicht die Wirkung entfalten kann, die ihm gebührt. Die 1960er Jahre bringen keine Besserung. Im Gegenteil: Depressionen, Schaffenskrisen und Misserfolge lähmen Zangs. Dann aber, in den 1970er Jahren, kehrt er zurück. Nun tritt er überraschend und erstmals mit seinem fulminanten Frühwerk an die Öffentlichkeit.

Es ist dem scharfen Kennerblick von Adolf Luther zu verdanken, dass dieses Konvolut nicht auf dem Sperrmüll landet. 1972 entdeckt Luther, mit Zangs seit 1960 bekannt, im Keller einer Krefelder Schule zahlreiche Zangs-Werke der 1950er Jahre, verstaubt, teilweise für den Müll vorbereitet. Beim Umbau des Kaiser Wilhelm Museums werden die Arbeiten entrümpelt, entsorgt, ausgelagert. Luther entdeckt sie zufällig, bringt die Werke in Sicherheit und kontaktiert Zangs, den er zu Recht als Urheber in Verdacht hat. Diese spektakuläre Wiederentdeckung einer ganzen Werkgruppe dürfte in der Kunstgeschichte wenig Vergleichbares haben.


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